Der Fall des „Eisernen Vorhangs“ 1989 und das friedliche Zusammenwachsen von Bayern und Böhmen innerhalb der Europäischen Union 2004 brachten auch die Menschen als Nachbarn im Herzen Europas auf der Goldenen Straße wieder zusammen. Die Aufarbeitung der gemeinsamen sudetendeutschen Vergangenheit, die offenen Grenzen für die Freizügigkeit von Waren und Arbeitnehmern, die Partnerschaften von Schulen und Vereinen, die bayerisch-böhmische Festspiele und viele weitere Aktivitäten sind Zeichen dieser gelebten Nachbarschaft. Es ist eine gemeinsame Rückkehr Bayerns und Böhmens als neue europäische Mitte.
Durch den erleichterten Grenzübertritt zwischen Deutschland und Tschechien gewinnt die „Goldene Straße“ besonders für den Tourismus auf beiden Seiten der Grenze immer mehr an Bedeutung. Die historisch gewachsene Handelsstraße lädt heute zum Wandern, Radfahren und Erkunden ein. Der Abschnitt des Fernwanderweges „Goldene Straße“ zwischen Bärnau und Sulzbach-Rosenberg wird vom Oberpfälzer Waldverein und weiter nach Nürnberg vom Fränkischen Albverein gepflegt. Zu erkennen ist der Wanderweg am weißen Löwen auf rotem Grund. Die Wanderroute orientiert sich zumeist an den historischen Etappenortschaften. Den ursprünglichen Verläufen konnte man natürlich nicht immer folgen, da hier heutzutage zum Teil Bundestraßen und Autobahnen verlaufen.
Die Straße von Bärnau in der nördlichen Oberpfalz ins 20 Kilometer entfernte Tachau (Tachov) existierte zum Fall des Eisernen Vorhangs nicht mehr. Auf ihr waren die Deutschen aus Böhmen nach 1945 zwangsausgesiedelt worden. Bald darauf entfernte der kommunistische tschechoslowakische Staat sämtliche Spuren von Wegen in dem Westen. Etwa 25.000 Menschen mit Bussen, als Radfahrer oder Fußgänger, suchten sich den Weg am 19. Mai 1990 beim ersten freien Grenzübertritt nach Tachau und umgekehrt nach Bärnau über die Wiesen. Mitte November 1991 wurde die Straße für den Verkehr wieder eröffnet.
Es war nicht irgendeine Straße, wie man erfuhr. Es war eine Straße, auf der die Menschen jahrhundertelang friedlich von West nach Ost und umgekehrt zogen. Es war eine Straße, die den Orten und den Menschen zwischen Prag und Nürnberg Wohlstand, zum Teil auch Reichtum brachte. Bei der wiedereröffneten Straße zwischen beiden Orten handelte es sich um die sogenannte „Goldene Straße“ von Nürnberg nach Prag – eine Altstraße, die vor über 650 Jahren durch den Böhmischen König und Kaiser Karl IV. aus dem Hause Luxemburg errichtet und zur offiziellen „Kaiserstraße“ erklärt worden war. So wie vor 650 Jahren die Menschen voll Neugier nach Prag und Nürnberg oder gar weiter zogen, so konnte man hier seit dem 1. Mai 2004 durch die Europäische Integration nun ohne Hürden die „andere Seite“ entdecken.