Reisen im Mittelalter

Historische Darstellung eines Händlers auf der Goldenen Straße.

Die Mobilität im Mittelalter hatte eine bemerkenswerte Reichweite. Kaufleute reisten für den Nah- und Fernhandel durch ganz Europa und über Kontinente hinweg. Daneben nutzten Gesandte, Diplomaten, Soldaten, Mönche, Missionare oder Handwerker die Handelsrouten. Es waren jedoch keine Reisen zum Vergnügen. Fremdenverkehr entstand erst ab dem Spätmittelalter aus dem Pilgerwesen. Pilgerherbergen wurden hierzu an wichtigen Orten und Wegen gebaut.

Herbergen wurden zur Verpflegung, als Schlafplatz sowie als sicherer Unterstand für Tiere und Waren benötigt. Die meisten Reisenden mieteten kein Zimmer, sondern einen Schlafplatz im Strohlager mit vielen anderen. Diebstahl der persönlichen Besitztümer war hierbei keine Seltenheit. Privatsphäre gab es praktisch nicht. Die Menschen zu jener Zeit waren diese Enge gewöhnt, da auch in den Wohnhäusern Zimmer und Betten geteilt wurden. Reiche Leute nahmen sich eine Stube oder ein kleines mit Bett ausgestattetes Abteil, abgetrennt mit Vorhängen oder dünnen Bretterwänden.

Neben dem Zufußgehen waren im Mittelalter Pferde, Maultiere, Esel, Ochsen- oder Pferdewagen sowie Einbäume und Schiffe die traditionellen Transportmittel. Gern genutzte Möglichkeiten zur Beförderung größerer Warenmengen auf dem Wasser waren Segeln, Rudern oder Treideln (vom Ufer aus mit Menschen oder Pferden ziehen). Per Pedes oder mit einem Ochsenkarren konnte man etwa 20 Kilometer an einem Tag zurücklegen. Dies entspricht auch der Entfernung der Städte entlang der Goldenen Straße. Entspannt zu Pferd konnten auch 40 Tageskilometer zurückgelegt werden. Bei möglichem Pferdewechsel konnten auch doppelte Entfernungen erreicht werden.

Aus Böhmen kamen nach Bayern Häute, Wachs, Gewürze, Kupfer, Zinn, Eisen, Heringe, Talg, Schinken, Salz, Loden, Tuche, Ochsen. Von Bayern nach Böhmen wurden flandrische Tuche, Getreide, Wein, Wolle und Eisenwaren geliefert. Viehtransporte trugen besonders zur Verbreiterung der Trassen bei. Die Reisen bargen viele Gefahren und Risiken wie wilde Tiere, Überfälle oder schlechte Wegebedingungen. Insbesondere der Transport von wertvollen Gütern war gefährlich. In den Städten wurden Handelszüge zusammengestellt und der Begleitschutz vom jeweiligen Landesherr organisiert. Ganze Ortschaften verdanken ihre Existenz der Organisation von Begleitschutz bis zur nächsten Etappe. Fernhandelsstraßen wurden jedoch von der umliegenden Bevölkerung nicht nur positiv gesehen. Man profitierte zwar in einzelnen Fällen durch Zölle, Herbergen oder Geleitschutz, spürte aber auch negative Folgen wie Soldatenheere, Krankheiten und „Gesindel“ auf den Straßen.

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