Eine der herausragenden Persönlichkeiten, die ihre Spuren im Staub des von Prag nach Nürnberg führenden, bayerisch-böhmischen Landeswegs (Goldene Straße) hinterlassen hat, ist der böhmische, mittelalterlichchristliche Gelehrte Jan Hus. Jan Hus kritisierte die Verdorbenheit der Kirche im 15. Jahrhundert, die unter drei konkurrierenden amtierenden Päpsten stand. Obwohl er nur nach Korrektur rief und sich nicht um die Entstehung einer neuen Kirche bemühte, wird er heute für einen der ersten Reformatoren gehalten, der seinen europäischen Nachfolgern um ein Jahrhundert voraus war. Das Leben von Hus ist vor allem mit Prag verbunden, wo er als Pädagoge und zeitweise auch als Rektor der Karls-Universität tätig war. Es handelte sich somit um eine sehr angesehene Person mit einer engen Beziehung auch zur königlichen Familie. Als römisch-katholischer Priester und religiöser Denker wurde er insbesondere durch seine tschechischen Predigten in der Bethlehemskapelle berühmt. Die höchsten Repräsentanten der Kirche machte er sich mit seinen Ansichten jedoch derart zum Feind, dass er mit einem Bann belegt wurde. 1414 wurde Hus aufgefordert, seine Meinungen auf dem Konzil von Konstanz zu verteidigen. Zu diesem Konzil ist er freiwillig gefahren, er hat sogar ein Schutzgeleit des römischen Königs Sigismund von Luxemburg zugesagt bekommen. Trotzdem wurde er hier zum Ketzer erklärt und man drohte ihm mit dem Tod, sollte er seine Lehre nicht widerrufen. Jan Hus blieb, trotz eines großen Drucks auf ihn, seinen Überzeugungen treu. Er wollte seine Lehre nicht widerrufen und wurde deshalb schließlich 1415 in Konstanz verbrannt. Bei Jan Hus’ Anhängern in Böhmen entfachte die Nachricht über seinen Tod einen immensen Zorn, der nur noch größer wurde, als ein Jahr später durch das Konzil von Konstanz auch der enge Freund von Jan Hus, Hieronymus von Prag, verurteilt und verbrannt wurde. Der Tod beider böhmischen Prediger verursachte eine derartige Eskalation der Spannung in den Böhmischen Ländern, die anschließend zur Hussitischen Revolution führte.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts pflegen böhmische Bürger das Hus-Haus in Konstanz, in dem sich Hus in Konstanz aufhielt. Schrittweise entstand hier ein Museum, in dem 2015 ein völlig neuer Ausstellungsraum eröffnet wurde, und zwar auch in tschechischer Sprache. In seiner Nähe, auf der Stelle seiner Hinrichtung, befindet sich ein Denkmal. Aus Konstanz wurde somit für die Tschechen mit der Zeit eine bedeutende Wallfahrtsstätte und ein wichtiges touristisches Ziel. (Die zeitgenössische Ansichtskarte stellte das Hussitenmuseum in Tábor aus seinen Sammlungen bereit.)
Der Hus-Weg – Da die Orte, in denen Hus tätig war, von der Kirche mit einem Bann belegt wurden, hielt sich Hus in den letzten Jahren seines Lebens vor allem auf dem Lande auf. Größere Städte und wichtige Handelswege in Böhmen mied er auch auf seinem Weg nach Konstanz. Deswegen ist es heute schwierig, mit Sicherheit zu bestimmen, über welchen Weg ihn seine Schritte am Anfang seiner Reise genau führten. Von der bayerisch-böhmischen Grenze reiste seine Gefolgschaft mit Sicherheit über die sog. Goldene Straße nach Nürnberg und anschließend über Ulm quer durch Deutschland über den bis nach Konstanz, an der heutigen schweizerischen Grenze, führenden Handelsweg.